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Die Trias des Schreckens ist gnadenlos

Zu den schwerwiegendsten Verbrechen, die heute nichts an Aktualität verloren haben, zählen Amok, Terror und Massaker. Die Begriffe überschneiden sich klar und werden meist unscharf gebraucht, obwohl sie sich erheblich unterscheiden. Reinhard Haller stellt fest: „Deshalb ist eine exakte Differenzierung der drei Unterformen dieser Trias des Schreckens erforderlich.“ Als Faustregel gilt, dass Amoktäter in vielen Fällen schwere psychische Störungen aufweisen, wohingegen Terroristen an keinen Behinderungen oder psychotischen Erkrankungen leiden. Bei Massakristen ist als auffälligster Befund meist nur deren psychische Unauffälligkeit zu finden. Unter Amok wird nach einer WHO-Definition eine plötzliche, willkürliche, nicht provozierte Gewaltattacke mit mörderischem oder zumindest erheblich zerstörerischen Verhalten und häufigem Umschlag in eine suizidale Reaktion verstanden. Der Psychiater und Psychotherapeut Reinhard Haller arbeitet vornehmlich als Therapeut, Sachverständiger und Vortragender.

Amok verläuft in drei Stadien

Obwohl der Begriff aus der malaiisch-indonesischen Kultur stammt, stellt die klassische „Raserei“ in interkulturelles Phänomen dar. Amok tritt typischerweise als einzelne Episode auf. Sie wird meist amnesiert und verläuft in drei Stadien, die in einem schlafähnlichen Zustand mit totaler Erschöpfung und Erstarrung oder in der Selbsttötung enden. Amokartiges Verhalten kommt fast ausschließlich bei Männern vor, als Risikoalter gilt die Phase zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr. Amokläufer leiden häufig an schweren psychischen Störungen. Beispielsweise an hirnorganisch verursachten Dämmerzuständen, an Wahnerkrankungen und pathologischen Räuschen, aber auch an narzisstischen Kränkungen und tranceartigen Zuständen.

Fast immer kann eine belastende Vorgeschichte mit emotionalen Zurückweisungen, Beleidigungen, Mobbing oder anderen kritischen Lebensereignissen nachgewiesen werden. Als typische Amok-Persönlichkeiten gelten nachgiebige und gehemmte, aber auch empfindliche und narzisstische sowie leicht erregbare Charaktere. Amok, also das „blindwütige Agieren“, ist ein zeitloses Phänomen. Bei den fälschlich als Schulamok bezeichneten Anschlägen handelt es sich nicht um diese pathologische Form, sondern vielmehr um ein geplantes Massaker.

Terrorismus ist der kalkulierte Einsatz von Gewalt

Reinhard Haller weiß: „Der Terrorismus ist ein zunehmendes häufiger auftretendes Phänomen mit frühen historischen Wurzeln.“ Er wird definiert als eine „Gewaltaktion gegen eine politische, religiöse oder soziale Ordnung, um eine Wendung zu erzwingen“. Terrorismus ist der kalkulierte Einsatz von Gewalt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Bei den Tätern handelt es sich meist um eine kleine Gruppe mit hierarchischer Gliederung. Der Terrorismus weist viele Überlappungen mit der organisierten Kriminalität und dem Sektenwesen auf.

Die Motive des Terrorismus liegen in nationalistischen, ideologischen, zum Teil sogar staatlich geförderten Ideen. Der Terrorismus ist eingebunden in einen soziokulturellen oder religiösen Kontext. Das Wesen des Terrorismus verändert sich bei wandelnden Bedingungen und globalen Konstellationen dramatisch. Heute sind vor allem die suizid-terroristischen Attacken angestiegen, das heißt, die Täter nehmen den eigenen Tod bewusst in Kauf. Im Gegensatz zum klarer werden Bild von der Psyche der Amokläufer konnten über jene der Terroristen erst in jüngster Zeit fundierte Erkenntnisse gewonnen werden. Quelle: „Das Böse“ von Reinhard Haller

Von Hans Klumbies

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