Schadenfreude ist eine passive Rache
Bei der passiven Form der Rache, der Schadenfreude, muss sich niemand exponieren, zumindest wenn sie heimlich empfunden wird. Reinhard Haller erklärt: „Man kann in der bequemen Rolle des Zuschauers seine Rachegelüste befriedigen. Schadenfreude kann ein stiller innerer Genuss sein, für andere gar nicht erkennbar, oder nach außen durch Häme, Spott und Hohn demonstriert werden.“ Das Unglück anderer, besonders von überlegenen und beneideten Personen, wird als Wohltat empfunden, drängt den eigenen Neid zurück und befriedigt das Gerechtigkeitsempfinden. Der Philosoph Arthur Schopenhauer (1788 – 1860) bezeichnete sie sogar als schlechtesten Zug der menschlichen Natur, „da sie der Grausamkeit eng verwandt ist, ja eigentlich von dieser sich wie Theorie von Praxis unterscheidet, überhaupt aber da eintritt, wo das Mitleid seine Stelle finden sollte, welches als ihr Gegenteil die wahre Quelle aller echten Gerechtigkeit und Menschenliebe ist“. Der Psychiater und Psychotherapeut Reinhard Haller arbeitet vornehmlich als Therapeut, Sachverständiger und Vortragender.
Schadenfreudige Menschen sollte man meiden
Schadenfreude sei schlimmer als Neid, sei schlichtweg teuflisch und ein „unfehlbares Zeichen eines ganz schlechten Herzens und tiefer moralischer Nichtswürdigkeit“. Man solle deswegen Personen, an denen man den Hang zu Schadenfreude wahrgenommen habe, für immer meiden, so Arthur Schopenhauers Rat. Die breiteste Bedeutung hat der Begriff der „Revanche“, der neutral sein kann, ja sogar eine positive Bedeutung im Sinn einer dankbaren Gegenleistung haben kann.
Reinhard Haller betont: „Revanche bietet die Chance, eine im Kampf erlittene Niederlage wettzumachen.“ Ein „Revanchefoul“ im Fußball oder Eishockey ist schon ein Stück bösartiger, kann aber immer noch auf ein gewisses Verständnis hoffen, denn es ist ja ein Foul vorausgegangen, der Revanchierende ist zuerst Opfer geworden. Schließlich kann Revanche auch einer ausgedachten Racheaktion entsprechen, wenn man sich etwa für einen erlittenen Betrug revanchiert.
Die Revanche steigert den Selbstwert
Sportlicher Wettkampf wäre ohne Revanche, also ohne Rachebedürfnisse, nicht denkbar. Die Revanche dient der Wiederherstellung von gewünschten Kräfteverhältnissen, der Unterwerfung des Gegners beziehungsweise der gegnerischen Mannschaft und der Stärkung der eigenen Person oder Gruppe. Reinhard Haller fügt hinzu: „Sie ist ein Akt der Rehabilitation und der Steigerung des Selbstwerts.“ Gerade im Sport wird darauf geachtet, dass die Rache verhältnismäßig sein muss.
Für ein gewöhnliches Foul gibt es eine Verwarnung, für eine stärkere Tätlichkeit die gelbe und für ein schweres Revanchefoul die rote Karte, also den Ausschluss. Revanche zielt primär nicht auf die Schädigung eines anderen, sondern vielmehr auf die Rehabilitation der eigenen Person ab. Der Revanchekampf dient dazu, seine eigene Leistung zu verbessern und zu demonstrieren, wer tatsächlich der Stärkere ist. Man kann es allen im wahrsten Sinne des Wortes zeigen. Quelle: „Rache“ von Reinhard Haller
Von Hans Klumbies