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Richard E. Nisbett denkt über das Denken nach

Der psychologischen Forschung verdankt die Menschheit drei zentrale Erkenntnisse über die Funktionsweisen des menschlichen Geistes. Diese verändern das Denken über die Art, wie man denkt. Richard E. Nisbett erklärt: „Die erste Erkenntnis lautet, dass unser Verständnis der Welt immer mit einer Deutung einhergeht – mit Folgerung und Interpretation.“ Die Bewertungen von Menschen und Situationen, ja sogar die Wahrnehmung der physikalischen Welt beruhen stets auf gespeichertem Wissen und verborgenen geistigen Prozessen und spiegeln die Realität nie direkt wieder. Sobald man begreift, wie umfassend das menschliche Weltverständnis von Schlussfolgerungen geprägt ist, wird deutlich, wie wichtig es ist, die Werkzeuge zu verbessern, mit deren Hilfe wir zu diesen Folgerungen gelangen. Zweitens: Die Situationen, in denen sich ein Mensch befindet, beeinflussen die Gedanken und das Verhalten weitaus mehr, als er bemerkt. Richard E. Nisbett ist Professor für Psychologie an der University of Michigan.

Psychologen erkennen die große Bedeutung des Unbewussten

Dagegen wirken sich die menschlichen Veranlagungen – die Charaktereigenschaften, Einstellungen, Fähigkeiten und Vorlieben – viel weniger aus, als man meint. Aus diesem Grund schätzen viele Personen falsch ein, warum Menschen bestimmte Dinge glauben und sich auf eine bestimmte Weise verhalten. Das gilt auch für einen selbst. Es ist jedoch laut Richard E. Nisbett möglich, diesen fundamentalen Attributionsfehler in einem gewissen Maß einzudämmen. Und schließlich erkennen Psychologen immer deutlicher die große Bedeutung des Unbewussten. Dieses registriert Umweltinformationen in einen weitaus größeren Umfang, als es die bewusste Wahrnehmung jemals könnte.

Viele der wichtigsten Einflüsse auf die Sinne und Verhaltensweisen bleiben dem Menschen verborgen. Zudem ist er sich nie unmittelbar der geistigen Prozesse bewusst, die Wahrnehmungen, Überzeugungen und Handlungen erzeugen. Richard E. Nisbett fügt hinzu: „Glücklicherweise und vielleicht überraschenderweise ist das Unbewusste nicht minder rational als das Bewusstsein. Es löst vielerlei Probleme, mit denen sich das Bewusstsein nicht effektiv auseinandersetzen kann.“ Mit einigen einfachen Strategien kann man sich die Problemlösungsfähigkeiten des Unterbewussten nutzbar machen.

Jean Piaget entwickelt das Konzept der Schemata

Wenn ein Mensch einen Vogel, ein anderes Tier oder einen Sonnenuntergang ansieht, fühlt es sich so an, als würde er einfach etwas erfassen, was so in der Welt existiert. In Wahrheit beruhen die Wahrnehmungen der physikalischen Welt jedoch stark auf implizitem Wissen. Dazu kommen geistige Prozesse, deren man sich nicht bewusst ist und die einem helfen, etwas wahrzunehmen oder genau zu kategorisieren. Die Psychologen wissen, dass Wahrnehmung von mentalen Manipulationen der Evidenz abhängt. Weil sich Situationen schaffen lassen, in denen einen die Folgerungsprozesse, die man automatisch anwendet, in die Irre führen.

Seit den 1920er Jahren habe Psychologen häufig Gebrauch von Konzept der Schemata gemacht. Der Begriff bezieht sich auf kognitive Rahmen, Schablonen und Regelsysteme, die ein Mensch auf die Welt anwendet, um sich einen Reim auf sie zu machen. Richard E. Nisbett ergänzt: „Der Stammvater des modernen Schemata-Konzepts ist der Schweizer Entwicklungspsychologe Jean Piaget.“ Menschen verfügen über Schemata für praktisch alle Dinge, mit denen sie zu tun haben. Man braucht Schemata für die Deutung der Objekte, mit denen man konfrontiert wird, und der Art von Situationen, in denen man sich befindet. Quelle: „Einfach Denken!“ von Richard E. Nisbett

Von Hans Klumbies

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