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Machthaber schätzen die Passivität ihrer Untergebenen

Arno Gruen erklärt eine selbstschädigende Passivität wie folgt: „Um teilhaben zu können an der Macht, die das Kind unterwirft, ersetzten Gehorsam und Anpassung die Verantwortung für das eigene Handeln.“ Von Machthabern wird die Passivität allerdings geschätzt. Sie nennen sie Vernunft, Teamfähigkeit, Kooperations- und Anpassungsbereitschaft. Rotraud A. Perner erläutert: „Wem Gehorsam als die höchste Tugend erscheint, der wird alles tun, um Ungehorsam zu verteufeln – man könnte sonst ja verlockt werden, über eigene Protest- und Änderungsbedürfnisse nachzudenken.“ Rotraud A. Perner ist Juristin, Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin. Ihr aktuelles Buch heißt „Die reuelose Gesellschaft“ und ist im Residenz Verlag erschienen.

Trägheit kann als Faulheit oder Unwilligkeit definiert werden

Der passive Widerstand stellt oft eine Form der Handlung gegen Anforderungen dar, die der Betroffene als ungerecht oder demütigend empfindet. Trägheit kann laut Rotraud A. Perner als Faulheit, Unwilligkeit, Trotz, Trauer, Depressivität oder auch nur als Mangel an Energie definiert werden. Trägheit kann ihrer Meinung nach aber auch als Selbstschutz von zu viel Fremdenergie angesehen werden.

In der modernen Gesellschaft sind allerdings Eigenschaften wie Schlagfertigkeit, körperliche Attraktivität, Ausdrucksvermögen, Selbstsicherheit und Coolness gefragt. Am unteren Ende der Prestigeskala stehen hier nicht Arbeitslose und Gelegenheitsarbeiter, sondern Langeweiler, Verklemmte und Angepasste. Die Erfahrung von Nähe bedeutet für Rotraud A. Perner auch Lernen. Denn Nähe ermöglicht das Spüren, das heißt, man fühlt, was auf einen zukommt, und andere können wahrnehmen, was man selbst ausstrahlt. Der Volksmund spricht von der sogenannten „Chemie“, die passen kann oder auch nicht.

Von Hans Klumbies

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