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Konflikte müssen bewältigt werden

Der Psychoanalytiker Erik H. Erikson hat die Theorie der lebenslangen Entwicklung begründet. Rüder Maas erläutert: „Erikson geht von acht psychosozialen Entwicklungsstufen im Lebenszyklus eines Menschen aus. Vom Säuglingsalter bis ins höhere Erwachsenenalter müssen Menschen auf jeder Entwicklungsstufe, die sie durchlaufen, einen bestimmten Konflikt bewältigen.“ Nur wenn der entsprechende Konflikt der jeweiligen Entwicklungsstufe bewältigt wurde, kann der Konflikt der nächsten Stufe erfolgreich bewältigt werden. Jede Stufe setzt dabei ein neues Niveau der sozialen Interaktion und des Konfliktes voraus. Bis zum Alter von etwa anderthalb Jahren müssen Kinder ein Urvertrauen zu ihrer Umgebung aufbauen. Gefördert werden kann dies durch eine starke und stabile Beziehung zu den Eltern, die dem Kind Nahrung, Wärme, körperliche Nähe und Geborgenheit geben. Rüdiger Maas studierte in Deutschland und Japan Psychologie. Er ist Gründer und Leiter eines Instituts für Generationenforschung.

Durch Überbehütung leidet die Selbstständigkeit

So kann das Kind Vertrauen aufbauen. Werden die Grundbedürfnisse des Kindes dagegen nicht befriedigt, entsteht beim Kind Misstrauen, Unsicherheit und Angst. Der Konflikt bestand also zwischen Vertrauen und Misstrauen. Von anderthalb Jahren sind Kinder mit dem Konflikt zwischen Autonomie und Selbstzweifel konfrontiert. Wenn das Kind mehr Fähigkeiten erlangt und langsam seinen Mobilitätsradius ausweitet, ist es darauf angewiesen, dass diese Aktivitäten von einem Gefühl der Autonomie begleitet sind, also dem Gefühl, etwas aus eigener Kraft geschafft zu haben.

Das große Problem der Überbehütung trifft vor allem auf die Kinder zu, die sich gerade im Alter von anderthalb Jahren bis zu drei Jahren befinden. Rüdiger Maas weiß: „Ein Kind, das ständig in seinen Aktivitäten eingebremst wir, kann den Konflikt zwischen Autonomie und Selbstzweifel nur schwer zugunsten der Autonomie gewinnen.“ Übertriebene Kontrolle reduziert den Mut des Kindes, mittels eigenen Anstrengungen Aufgaben bewältigen zu können. In der Folge leidet die Selbstständigkeit.

In den ersten Lebensjahren entscheiden sich viele Wege

In Stufe drei des Modells von Erik H. Erikson liegt der Konflikt zwischen Initiative und Schuld. Im Alter von drei bis sechs Jahren muss das Kind zu seiner unmittelbaren Umgebung und zu sich selbst ein Urvertrauen aufbauen. Rüdiger Maas fügt hinzu: „Das Kind soll in dieser Phase lernen, sowohl bei intellektuellen als auch bei körperlichen Aktivitäten Initiative ergreifen zu können.“ In Stufe vier, die im Alter von sechs Jahren bis zum Beginn der Pubertät soll das Kind in Interaktion mit anderen sowohl in Schule und Sport seine eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.

Erlebt sich das Kind hier als erfolgreich, konnte es den Konflikt zwischen Kompetenz und Minderwertigkeit zu Gunsten der Kompetenz entscheiden. Misserfolgserlebnisse können dagegen Minderwertigkeitsgefühle auslösen. Rüdiger Maas betont: „In den ersten Lebensjahren entscheiden sich viele Wege. Nichts ist verbaut, nichts in Stein gemeißelt, aber ein großer Teil des Lebensweges wird nun schon geebnet und Jahr für Jahr gefestigt.“ Quelle: „Generation lebensunfähig“ von Rüdiger Maas

Von Hans Klumbies

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