Keine Kritik ist auch keine Lösung
Viele Kinder erfahren heutzutage selten oder kaum Kritik. Deshalb kann deutliche Kritik für sie später völlig unverständlich sein, weil sie sich an eigenes Fehlverhalten überhaupt nicht als solches erinnern. Rüdiger Maas fügt hinzu: „Es wurde gelöscht, was nicht positiv war. Schuld sind die anderen, ich selbst mache meistens alles richtig.“ Man nennt die Selbstbezüglichkeit in der Psychologie auch Ich-Syntonie. Sie bezeichnet den Zustand, wenn eine Person ihre Gedanken, Impulse oder Gemütserregungen zu ihrer Person erlebt. Würden diese als fremd oder störend wahrgenommen, spricht man von Ich-Dystonie. Bei einer Ich-Dystonie tritt das Gefühl auf, dass das, was man tut, nicht zum eigenen Verhalten passt. Rüdiger Maas studierte in Deutschland und Japan Psychologie. Er ist Gründer und Leiter eines Instituts für Generationenforschung.
Der Begriff „Narzissmus“ stammt aus der griechischen Mythologie
Es kann bei der betroffenen Person das Gefühl entstehen, nicht mehr „Herr der eigenen Sinne“ zu sein. Dafür muss man zumindest wissen, dass diese Sinne zum eigenen Selbst gehören. Von ich-syntonen Eigenschaften geht grundsätzlich keine Leidensdruck aus, da man schlichtweg nicht merkt, wie man auf andere wirkt. Sich selbst für fehlerlos zu betrachten und anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben, ist übrigens eines der Hauptmerkmale von Narzissmus.
Der Begriff „Narzissmus“ leitet sich aus der griechischen Mythologie ab. Rüdiger Maas erläutert: „Dort verliebt sich Narziss, ein schöner Jüngling, in sein eigenes Spiegelbild und ist für die Liebe anderer Menschen nicht mehr empfänglich.“ Ein gewisses Maß an Selbstliebe ist bei jedem Menschen vorhanden, jeder hat also narzisstische Elemente in seiner Persönlichkeit, die notwendig für das Überleben sind. Von Narzissmus als psychischem Störungsbild spricht man in der Psychologie dann, wenn diese Eigenschaften das Leben des Betroffenen bestimmen und dessen Umfeld stark belasten.
Narzissten sind egoistisch und selbstsüchtig
Rüdiger Maas ergänzt: „Zudem ist eine narzisstische Persönlichkeitsstörung begleitet von einem geringen Selbstwertgefühl des Betroffenen, was nur durch den gezeigten Egoismus, die Arroganz und die Selbstsüchtigkeit kompensiert werden kann.“ Im Jahr 2009 betrug der Anteil an Kindern und Jugendlichen, bei denen in Deutschland innerhalb eines Jahres eine psychische Störung diagnostiziert wurde, 23 Prozent. Bis zum Jahr 2017 stieg dieser Anteil auf 28 Prozent an.
Heute arbeiten in der Regel beide Elternteile und häufig wollen beide trotz der Kinder Karriere machen. Anders ist es auch oft nicht möglich. Stehen zu bleiben ist keine Option. Arbeiten, Karriere, Beziehung, Reisen, alles gehört zum Leben dazu. Außerdem wollen alle möglichst lange jung bleiben und den neuesten Trends folgen, alters- und geschlechtsunabhängig. Irgendwie normal und doch unvernünftig. Denn in Summe ist es vor allem anstrengen. Auch finanziell. Quelle: „Generation lebensunfähig“ von Rüdiger Maas
Von Hans Klumbies