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Die eigenen Emotionen lassen sich beeinflussen

Eine menschliche Fähigkeit baut auf der Selbsterkenntnis auf und besteht darin, die Emotionen zu steuern. Heidi Kastner erklärt: „Jede erkannte Emotion kann durch Beigabe unterschiedlicher Gedanken dramatisiert oder relativiert werden, was den weiteren Verlauf einer Interaktion beeinflusst.“ Eine weitere Komponente der emotionalen Intelligenz, die mit der zuvor beschriebenen eng verwandt ist und von Daniel Goleman später auch dieser zugerechnet wurde, besteht darin, die eigenen Emotionen möglichst zielorientiert zu steuern und zu nutzen. Goleman argumentiert hier vor allem mit der Fähigkeit, sich selbst zu motivieren, ausdauernd ein Ziel zu verfolgen und Rückschläge als vorübergehend, aber nicht bestimmend zu erleben. Er sieht darin eine übergeordnete Fähigkeit, die sich verstärkend oder hemmend auf alle anderen Befähigungen auswirkt. Heidi Kastner ist Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie. Seit 2005 ist sie Chefärztin der forensischen Abteilung der Landesnervenklink Linz.

Es gibt eine kognitive und eine emotionale Empathie

Eine wesentliche Rolle kommt dabei der Impulsbeherrschung zu, die es Menschen ermöglicht, auf kurzfristig erreichbare kleinere Belohnungen zugunsten langfristiger größerer Gratifikationen zu verzichten. Eine weitere Fähigkeit bezieht sich auf einen Begriff, der mittlerweile zu einem Schlagwort geworden – fast möchte man sagen: verkommen – ist, nämlich die Empathie. Heidi Kastner weiß: „Daniel Goleman verstand Empathie als zentral für funktionierende Zusammenarbeit im beruflichen Kontext und als Voraussetzung für Beliebtheit, Wertschätzung und Anerkennung, also auch für die Einnahme von Führungspositionen.“

Unter dem Begriff versteht man die prinzipielle Möglichkeit, Emotionen und Motive anderer zu erkennen und sie nachzuempfinden. Heidi Kastner erläutert: „Ersteres wird als kognitive Empathie bezeichnet und ist verwandt mit der „theory of mind“, also der Fähigkeit, Handlungsmotive anderer aus dem Einfühlen in deren innerpsychische Abläufe nachzuvollziehen, Zweiteres als emotionale Empathie.“ Kognitive Empathie ist also erst einmal nichts anderes als die Fähigkeit, zu erkennen, was ein anderer in einer bestimmten Situation empfindet.

Missbrauch der Empathie für manipulative Zwecke ist nichts Neues

Heidi Kastner stellt fest: „Ob dieses Empfinden jetzt Auswirkungen hat auf mein eigenes Empfinden, indem ich mich beispielsweise auf diese Emotionen einstimme, mich „anstecken“ lasse und dieselben Gefühle entwickle, oder aus der Wahrnehmung heraus Hilfsbereitschaft, Mitgefühl und Fürsorge entfalte, steht auf einem ganz anderen Blatt.“ Logisch weitergedacht bedeutet das, dass jeder erfolgreiche Betrüger und jeder erfolgreiche Manipulator über ein hohes Ausmaß an Empathie verfügen muss.

Nur so kann es ihnen gelingen, die Menschen, deren Verhalten sie zu ihrem Gewinn steuern will, auch wirklich dorthin zu lenken, wo er sie braucht. Heidi Kastner fügt hinzu: „Missbrauch der Empathie für manipulative Zwecke ist nichts Neues, schon Immanuel Kant hat auf das destruktive Potenzial des einfühlenden Erkennens verwiesen und davor gewarnt.“ Immer wieder finden sich eindrückliche Beispiele dafür, wie sich Einzelne mit einem besonders guten Sensorium für kollektive Gestimmtheiten der in der Masse wirksamsten Emotionen bedienen. Quelle: „Dummheit“ von Heidi Kastner

Von Hans Klumbies

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