Tod und Wiedergeburt bilden einen Kreislauf
Manche Menschen grübeln ständig über Erinnerungen. Man könnte sagen, dass sie in der Vergangenheit feststecken. Shunmyo Masuno empfiehlt dagegen: „Lebe im Moment des Atemholens, und zwar so gewissenhaft wie möglich.“ Darin klingt auch der buddhistische Leitsatz „Wohne in den drei Welten“ an. Die drei Welten sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Menschen leben in den Verbindungen zwischen diesen drei Welten. Doch wenn man sich in der Gegenwart befindet, ist die Vergangenheit bereits tot, während die Zukunft erst noch geboren wird. Shunmyo Masuno weiß: „So erklären wir das buddhistische Konzept des Samsara, des Kreislaufs von Tod und Wiedergeburt, in dem alles geboren wird und dann stirbt, und alles was stirbt, wiedergeboren wird.“ Shunmyo Masuno ist ein japanischer Zen-Mönch, preisgekrönter Zen-Garten-Designer sowie Professor für Umweltdesign an der Tama Art University in Tokyo.
Jeder sollte im Hier und Jetzt leben
Mit anderen Worten: Es ist sinnlos, über die Vergangenheit zu grübeln, die tot und vorüber ist. Genauso wenig sollte man über die Zukunft nachdenken, deren Geburt noch nicht stattgefunden hat. Das heiß: Alles, was zählt, wie man im Hier und Jetzt lebt. Shunmyo Masuno erklärt: „Ruhm und Glorie unserer Vergangenheit sind die Grundlage für unseren heutigen Zustand.“ So scheinen einige Menschen keine Gelegenheit auszulassen, ihre glanzvolle Vergangenheit zu erwähnen.
Natürlich ist es wichtig, die Befriedigung anzuerkennen, die man aufgrund einer gut gemachten Arbeit empfindet. Es ist auch schön, ein Glas zu erheben, um einen Sieg zu feiern. Aber ist es angemessen, so oft auf alten Geschichten herumzureiten? Ehrlich gesagt ist es unangenehm, sich immer und immer wieder langatmige Erzählungen über vergangene Ruhmestaten anhören zu müssen. Und ist ein solches Gerede nicht eher peinlich für denjenigen, der redet?
Viele Menschen können sich von Dingen nicht trennen
Man denkt fast unvermeidlich, dass dieser Mensch ziemlich unglücklich ist. Shunmyo Masuno erläutert: „Die Fixierung auf die Vergangenheit ist ein Zeichen dafür, dass es einer Person an Vertrauen in die Gegenwart mangelt. So schleichen sich Ängste, Sorgen und Furcht in Herz und Gemüt ein.“ Man könnte sogar sagen, dass dies gleichbedeutend ist mit einer Untergrabung des gegenwärtigen Selbst. Wer dagegen seine Besitztümer reduziert, entlastet sowohl seinen Geist als auch seinen Körper.
Vielen Menschen fällt es oft schwer, sich von Dingen zu trennen, die sie einmal erworben haben. Shunmyo Masuno stellt fest: „Jeder von uns kann dieses Gefühl mehr oder weniger gut nachempfinden. Es kann sogar zu einer Quelle der Verzweiflung werden.“ Oft hört man Menschen sagen: „Meine Wohnung ist zu eng. Ich weiß nicht, woher ich so viel Kram habe.“ Die Ursache liegt auf der Hand. Es liegt an der Unfähigkeit, sich von Dingen zu trennen; an der Unwilligkeit, Dinge wegzuwerfen. Quelle: „Don´t Worry“ von Shunmyo Masuno
Von Hans Klumbies