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Magisches Denken kann zu Aberglauben führen

Im Handel wird das Erleben scheinbar bedeutungsvoller Zufälle ohne offensichtliche kausale Verbindung als „Synchronizität“ bezeichnet. Kit Yates fügt hinzu: „Der Psychologe Carl G. Jung führte dieses Konzept in den 1920er-Jahren ein und argumentierte, der Kausaleffekt sei tatsächlich nichts anderes als paranormale Aktivität.“ Das ist ein Beispiel für sogenanntes „magisches Denken“ – wenn die Kausalbeziehung zwischen zwei verknüpften Ereignissen nicht sofort offensichtlich ist, kommt es vor, dass das menschliche Gehirn rasch ungerechtfertigte Schlüsse zieht. Bei „Gläubigen“ kann die Bedeutung, die solchen Zufallsereignissen fälschlicherweise zugeschrieben wird, zur Ausbildung von Aberglauben führen. Viele Sportler und Fans kennen solch magisches Denken, das sich in Form von Ritualen vor einem Spiel äußert. Kit Yates lehrt an der Fakultät für mathematische Wissenschaften und is Co-Direktor des Zentrums für mathematische Biologie der University of Bath.

Wahrsager nutzen den „Baader-Meinhof-Effekt“

Mitte der 1980er-Jahre fragte sich Koichi Ono, ein Verhaltenspsychologe an der Komazawa-Universität in Tokio, wie solche abergläubischen Verhaltensweisen beim Menschen wohl entstanden sind. Kit Yates erklärt: „Er entwarf ein Experiment, das zeigen sollte, wie Menschen Handlungen, die sie vorgenommen hatten, bestimmte Wirkungen zuschrieben, ohne dass es irgendeinen plausiblen Beleg für eine Kausalbeziehung gegeben hätte – die präzise Definition von abergläubischem Verhalten.“

Wahrsager machen sich die menschliche Neigung zum magischen Denken in genau derselben Weise zunutze wie Bühnenmagier. Kit Yates erläutert: „Indem sie das Zusammentreffen zweier Ereignisse – Koinzidenz – in eine Synchronizität umdeuten, bringen sie uns dazu, anzunehmen, sie wüssten Dinge, die sie vernünftigerweise gar nicht wissen können, und schaffen damit eine kognitive Dissonanz, von der sie hoffen, das Gegenüber werde sie dadurch lösen, dass es ihnen übernatürliche Kräfte zuspricht.“ Eine weitere Form der Koinzidenz, die Wahrsager einsetzen, um ihre Klienten von ihrem Vorwissen zu überzeugen und sie immer wieder zum Zurückkommen zu animieren, basiert auf dem „Baader-Meinhof-Effekt“.

Bei der Häufigkeitsillusion scheint Neues überall vermehrt aufzutreten

Diese Effekt beschreibt laut Kit Yates die Gelegenheiten, bei denen man auf eine unvertraute Information stößt – eine ungewöhnlichen Satz, ein ungewöhnliches Wort oder einen ungewöhnlichen Namen – und bald darauf erneut darüber stolpert, vielleicht sogar häufiger. Offenbar erhielt der Baader-Meinhof-Effekt seinen Namen auf einem Diskussionsforum 1995, als sich herausstellte, dass es keinen allgemein gebräuchlichen Begriff für das Phänomen gab.

Kit Yates weiß: „Der neuere – aber weniger eingängige – Name für diesen Effekt – wenn Sie etwas Neues lernen und es anschließend überall vermehrt aufzutauchen scheint – ist Frequenz- oder Häufigkeitsillusion.“ Je ungewöhnlicher und einprägsamer das Wort oder der Satz ist, desto stärker ist auch der Effekt. Man fragt sich, wie es möglich ist, dass man in seinem ganzen bisherigen Leben noch nicht auf diesen Begriff gestoßen ist, nun aber in einer einzigen Woche gleich dreimal. Quelle: „Wie man vorhersieht, womit keiner rechnet“ von Kit Yates

Von Hans Klumbies

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