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Urlaub ist ein mentaler Zustand

Endlich Urlaub, endlich durchatmen, endlich Freizeit. Endlich auch einmal Zeit für sich selbst. Oder geht sie doch wieder für alles andere drauf? Susanne Zita stellt fest: „Jeder redet neuerdings von etwas, das für unsere Eltern noch ein Fremdwort war – „Me Time“. „Ich-Zeit“. Dass sie so wichtig ist und nicht zu kurz kommen soll.“ Auch im Familienurlaub. Tun, was einem guttut. So simpel das klingen mag, so schwierig ist es umzusetzen. Schließlich geht es oft auch um die Familie. Und endlich sind sie da – die lang ersehnten Ferien für gemeinsame Unternehmungen. Der Neurobiologe Marcus Täuber erklärt: „Urlaub ist kein Ort, sondern ein mentaler Zustand. Statt zu streiten, wo es hingehen soll, ist es besser abzuklären, welche Bedürfnisse jeder hat. Also was ist das Ziel, wie sich jeder fühlen möchte.“

Zeit für Eigenfürsorge ist im Urlaub wichtig

Marcus Täuber plädiert dafür, den Urlaub mit einem kräftigen Schuss Langeweile zu starten. Einmal nichts machen, auf sich selbst schauen und „dem Gehirn die Möglichkeit zu geben, sich zurückzuziehen“. Nach zwei bis drei Tagen würde ohnehin die Lust auf Erlebnisse kommen. Meist auch welche, die man gerne mit anderen teilt. Diese machen einen Menschen im besten Fall nachhaltig stressresistenter. In der Psychologie spricht man von Ressourcen.

Susanne Zita erläutert: „Langeweile entsteht, wenn unsere Aufmerksamkeit nicht auf etwas Bestimmtes gerichtet ist. Erinnerungen und Pläne vermischen sich im Kopf, dabei entstehen neue Ideen.“ Die Kinderbetreuung kann man gerne auch einmal an den Partner delegieren, um Zeit für sogenannte „Selfcare“ zu schaffen – auf Deutsch: Eigenfürsorge. „Geht es dir gut, geht es dem Kind gut!“, betonen Familientherapeuten unisono und fordern Mütter und Väter auf, auf sich selbst zu schauen.

Gegensätze ziehen sich manchmal stark an

Wer sich ständig aufopfert, setzt zu wenig Grenzen. Ein Konflikt wird zwar kurzfristig zugunsten der Harmonie vermieden, aber das Problem und der Ärger darüber sind damit allerdings nicht aus der Welt. Im Prinzip betreibt man Raubbau an der eigen mentalen Gesundheit. Skisprung-Legende & Vortragender Toni Innauer weiß, woher das schlechte Gewissen rührt: „Es wird getriggert durch Normvorstellungen aus unserer Kindheit, aus dem Elternhaus, Schule oder auch Peergroups, laufenden Entwicklungen und Erkenntnissen.“

Sich bewusst eine Zeit aus dem Alltag herauszunehmen, ist eine Sache. Sich ausdrücklich für einen Urlaub alleine und ohne Partner zu entscheiden, eine andere. Die Reaktionen auf dieses scheinbar mutige Unterfangen reichen vom Staunen bis zur Bewunderung. Menschen sind sehr unterschiedlich und manchmal ziehen sich Gegensätze stark an. Toni Innauer warnt: „Gerade in solchen Beziehungen halte ich es für wichtig, dass im Zusammenleben nicht versucht wird, die totale Verschmelzung, sondern Toleranz zu zelebrieren.“ Quelle: „Zeit für mich“ von Susanne Zita in der „Kronen Zeitung“ vom 9. Juli 2023

Von Hans Klumbies

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