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Theodor Reik erklärt den Beruf des Psychoanalytikers

Für Theodor Reik ist das Hauptwerkzeug eines jeden Psychotherapeuten seine eigene Persönlichkeit. In seinem Buch „Hören mit dem dritten Ohr – Die innere Erfahrung eines Psychoanalytikers“ beschreibt er sein ganzes Berufswissen. Er hat erkannt, dass das Verstehen einer fremden Person mit dem Verstehen des eigenen Selbst untrennbar miteinander verbunden ist. Der Erforscher des eigenen Selbst muss dabei von starken ethischen Impulsen geleitet wird. Denn der Akt der Selbsterkenntnis muss mit der Bereitschaft zum Lernen und Wandlung des eigenen Selbst verbunden sein.

Manchmal ist der Mut zum Nichtverstehen notwendig

Wenn der Therapeut offen für die Nöte und Eigentümlichkeiten des Wesens seiner Patienten ist, lernt er laut Theodor Reik viel von ihnen. Wer mit allen Sinnen in die Kunst der Deutung und des Verstehens hineinwächst, hat laut Theodor Reik den Mut zum Nichtverstehen entwickelt, aus dem erst die eigentliche Erkenntnis erwachsen kann. Er empfiehlt den Analytikern jene intellektuelle Redlichkeit und Geduld, die er an Sigmund Freud so bewunderte. Er schreibt: „Es braucht Mut, der Versuchung zu misstrauen, alles zu verstehen und nicht mit einer Wahrnehmung zufrieden zu sein, nur weil sie offensichtlich ist. Es braucht Mut, dem gesunden Menschenverstand zu misstrauen.“

Kurzbiographie: Theodor Reik

Theodor Reik wurde am 12. Mai 1888 in Wien geboren. In seiner Geburtstadt studierte er Literatur, Psychologie und Philosophie. Er wurde ein Schüler Sigmund Freuds und promovierte mit der ersten psychoanalytischen Doktorarbeit über dem Titel: „Flaubert und seine „Versuchung des heiligen Antonius“: ein Beitrag zu Künstlerpsychologie“. 1914/15 absolvierte er eine Lehranalyse bei Karl Abraham in Berlin.

1938 reiste Theodor Reik in die USA und ließ sich in New York nieder. Zu seinen bedeutendsten Werken zählen: „Der eigene und der fremde Gott“, „Geständniszwang und Strafbedürfnis“, „Geschlecht und Liebe“, „Hören mit dem dritten Ohr“ und „Dreißig Jahre mit Sigmund Freud“. Theodor Reik starb am 31. Dezember 1969 in New York.

Von Hans Klumbies

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