Die Wiederholung dient der Manipulation
Sich doof stellen und den anderen seine Argumente zigmal wiederholen zu lassen, ist sehr effektiv, wenn man sein Gegenüber schwächen will. Vorausgesetzt, man bringt die entsprechende Renitenz mit. Thorsten Havener weiß: „Auch wenn die Wiederholung einer der Grundpfeiler der Manipulation ist, so hat sie in einigen Bereichen doch ihre Grenzen. Bei mir zu Hause scheint sie nur in Ausnahmefällen zu greifen.“ Dort liegen beispielsweise trotz gebetsmühlenartiger Wiederholungen überall Schuhe und Jacken rum. Und auch das Licht ist ganz gerne mal über Nacht eingeschaltet. Das menschliche Gehirn ist nicht immer rational. Das Denken hat den Drang, optimal zu reagieren. Paradoxerweise lässt es sich gerade dadurch besonders gut täuschen. Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman beschreibt in seinem epochalen Werk „Schnelles Denken – Langsames Denken“ sehr detailliert, wie sich das Denken täuschen lässt und wie das Gehirn ausgerechnet in den Momenten, in denen es optimal reagieren will, oft suboptimal reagiert. Thorsten Havener ist Deutschlands bekanntester Mentalist.
Es gibt ein schnelles und ein langsames Denken
Zunächst unterscheidet Daniel Kahneman zwei unterschiedliche Denksysteme, nämlich die titelgebenden Strukturen des schnellen und langsamen Denkens. Thorsten Havener fügt hinzu: „Unser Denken besteht in einem ständigen Zusammenspiel – und oft auch Wettstreit – zwischen diesen beiden unterschiedlichen Systemen. Wir können sie auch als intuitives und rationales System bezeichnen.“ Das intuitive System arbeitet, ohne dass Menschen es bewusst merken.
Wenn man zum Beispiel ein lautes Knallen hört, richtet man automatisch seine Aufmerksamkeit in die Richtung des Knalls. Das intuitive System ist der Autopilot eines Menschen. Es ermöglicht es ihm, schnell zu handeln und zu entscheiden. Das ist im Alltag oft von Vorteil. Der Autopilot sorgt dafür, dass man sich nicht von Unwesentlichem ablenken lässt. Das rationale System dagegen ist so etwas wie der Spot für die menschliche Aufmerksamkeit. Den Scheinwerfer bedienen Menschen selbst.
Das Gehirn ist so faul wie möglich
Thorsten Havener erläutert: „Wir können unsere Aufmerksamkeit steuern und uns ganz bewusst auf gewisse Dinge konzentrieren.“ In ihrem Denken benutzen Menschen beide Systeme, mal das eine und mal das andere. Dabei bestimmt vor allem ein Grundsatz, welches System man gerade als effektiver einstuft: „Unser Gehirn ist so faul wie möglich.“ Die meisten Dinge sind komplexer, als man im ersten Moment glaubt. Ein häufiges Problem im menschlichen Denken besteht darin, dass sich das intuitive System überschätzt.
Genau das macht es in vielen Situationen zu einer Fehlerquelle. Schon Albert Einstein sagte: „Man soll die Dinge so einfach wie möglich machen – aber nicht einfacher.“ Fairerweise sollte man hier nicht zu hart mit den Menschen sein. Thorsten Havener stellt fest: „Dass wir das intuitive System generell zuerst nutzen, bevor wir das anstrengendere rationale System anzapfen, ist nämlich ein Zeichen von Effizienz und nicht von Dummheit.“ Den Aufmerksamkeitsscheinwerfer anzuwerfen ist anstrengend – es geht darum Energie zu sparen. Quelle: „Mach doch, was ich will“ von Thorsten Havener
Von Hans Klumbies