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Die Herrschaft der weißen Männer ist vorbei

Auch Tobias Haberl findet, dass es jetzt mal reicht mit der Alleinherrschaft der weißen Männer. Gleichzeitig geht ihm die Aggressivität und manchmal auch Heuchelei der Gender-Debatte ziemlich auf die Nerven. Einerseits ist die Gleichstellung von Mann und Frau noch lange nicht erreicht. Andererseits beobachtet Tobias Haberl, wie ein teils dogmatischer Feminismus verunsicherte Männer nicht nur nicht überzeugt, sondern verschreckt. Denn er diffamiert sie als Mängelwesen, die hoffentlich bald tot sind. Rational erkennt Tobias Haberl die Notwendigkeit einer Neuordnung. Emotional kann er sich nur schwer vom Bild des traditionellen und ja, wahrscheinlich auch fragwürdigen Mannes lösen. Der Literaturwissenschaftler Tobias Haberl schreibt für das „Süddeutsche Zeitung Magazin“. Sein letztes Buch „Die große Entzauberung – Vom trügerischen Glück des heutigen Menschen“ wurde ein Bestseller.

Millionen gekränkter Männer sind ein politisches Problem

Im Moment geht es vielen Männern so. Woher weiß Tobias Haberl das? Sie erzählen es ihm. Die einen offen, die anderen hinter vorgehaltener Hand, im Flüsterton oder per E-Mail. Männer die weltoffen und selbstkritisch sind, sich aber schon fragen, warum sie auf einmal „gebärender Elternteil“ sagen sollen, wenn sie „Mutter“ meinen. Der Männlichkeit ist die Selbstverständlichkeit abhandengekommen. Das ist gut, weil sich gesellschaftliche Normen verschoben haben, das ist aber auch heikel, weil Millionen gekränkter Männer ein politisches Problem sind.

Im Moment inszenieren sich die einen als Vorzeigefeministen, während sich andere resigniert durch die Kommentarspalten im Internet hassen. Tobias Haberl kann sich mit keinem der beiden Lager identifizieren. Er ist irgendetwas dazwischen. Für gleiche Chancen, gleiche Rechte, gleiches Einkommen. Er ist aber gegen Gendersternchen, für mehr Frauen in Führungspositionen, aber gegen die reflexartige Skandalisierung jedes nicht hundertprozentig besenreinen Satzes. Es gibt Feministinnen, mit denen ist Tobias Haberl befreundet, andere respektiert er, wieder andere empfindet er als Zumutung.

Die Idee der Männlichkeit gilt nicht mehr

Es ist tatsächlich so, dass Tobias Haberl im Bayerischen Wald, wo er aufgewachsen ist, als fortschrittlich und in München, wo er wohnt, als konservativ wahrgenommen wird. Es geht in seinem Buch „Der gekränkte Mann“ um die Sehnsucht nach einer Männlichkeit, die sich nicht verleugnet, aber auch nicht anbiedert. Denn natürlich möchte Tobias Haberl kein Typ von gestern, aber halt auch nicht dressiert und totalangepasst, nicht immer nur zeitgemäß und glatt geschliffen sein.

Im Moment ist Tobias Haberl auf der Suche, weil die Idee von Männlichkeit, die ihn ein Leben lang begleitet hat, nicht mehr gilt. Weil vieles, was früher okay war, problematisch und vieles, was lässig war, lächerlich geworden ist. Tobias Haberl hat Freuden von seinem geplanten Buch erzählt. Einer hielt ihn für lebensmüde, ein anderer für masochistisch. In den Tagen danach hatte er ernste Motivationsprobleme. Er weiß natürlich, dass er den Zeitgeist nicht auf seiner Seite hat. Die Gefahr, dass er in eine finstere Ecke geschoben wird, ist groß, ziemlich sicher werden ihn einige absichtlich falsch verstehen. Quelle: „Der gekränkte Mann“ von Tobias Haberl

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